Gott hat Gefallen an ihm, der helfend ganz nach unten geht. Ihn nennt Gott ‚mein Knecht, den ich stütze‘. Wir können sicher auch sagen: Gott nennt sie ‚meine Dienerin, die ich stütze‘.
Im Buch Jesaja steht: „Gott hat Gefallen an jenen und stützt sie, die das geknickte Rohr nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen.“ Eine politische Herausforderung für alle, die sich Christen und Juden nennen. Für alle, denen die Heilige Schrift Gottes Absicht für alle Völker offenbart.
Gott kann man nicht sehen, antworten wir klugen Erwachsenen dann meistens. „Er ist überall“, sagen manche noch, „aber er ist unsichtbar“.
Bei dieser Antwort haben wir zumindest die 10 Gebote auf unserer Seite. Im zweiten Gebot heißt es doch: Du sollst dir kein Bild von Gott machen.
Und darum sagen wir den Kindern: „Gott kann man nicht sehen.“
Bei den Kindern kommt dann an: Gott ist unsichtbar. Und manche halten Gott dann für eine art Geist oder Gespenst – die sind ja auch unsichtbar.
Uns Erwachsenen gerät Gott durch diese klugen Erklärungen irgendwie aus dem Blick. „Droben über’m Himmelszelt muss ein guter Vater wohnen“ sagen und singen wir. Und viele Fragen sich, ob der da oben womöglich schläft und gar nicht merkt, was hier unten bei uns vorgeht.
Und dann passiert es leicht, dass einer sagt: So ein Gott – der ist mir zu weit weg. Der kümmert sich nicht um die Welt und schon gar nicht um mich. Da ist es doch egal, ob es ihn gibt oder nicht.
Es muss an einem Morgen gewesen sein. Wenn der Tag noch frisch ist und unverbraucht, Wenn die Welt allmählich aufwacht und das Leben wieder in die Gänge kommt.
Mit der Tasse Kaffee in der Hand. Noch ein Moment Zeit am Küchentisch den eigenen Gedanken nachzuhängen. Das Fenster ist geöffnet. Frische Morgenluft kommt in den Raum und weht die abgestandene Luft der Nacht hinaus. Die Träume der Nacht hallen noch nach. Erst allmählich dringen die Vorhaben und Aufgaben des Tages ins Bewustsein.
Das ist die Zeit zwischen Nacht und Tag, zwischen Ruhen und Tun.
Plötzlich stand er im Raum. Ungebeten und ungefragt. Noch in ihren Gedanken versunken, hatte Maria ihn kommen hören. Seine Schritte klangen wie aus einer anderen Welt. Er hatte nicht angeklopft. Oder hatte sie es überhört?
Jeder trägt seine eigene kleine Hölle mit sich herum.
Nicht immer ist es eine schwere Krankheit.
Vielleicht ist es der Streit in der Familie, der mich kaputt macht. Es tut weh, wenn ein Kind nichts mehr von einem willen will.
Oder es ist der Lebenstraum, der nicht wahr werden kann.
Oder eine Beziehung, die nicht gesund ist. Die nur noch quält.
Eine Lebenssituation, die völlig unbefriedigend ist.
Manche Christen denken, sie dürfen nicht klagen. Außer über die Schlechtigkeit der gottlosen Welt.
Sie meinen, ein Christ muss immer fröhlich sein. Das ist ein Irrtum, wenn auch weit verbreitet.
Wir Kinder Gottes dürfen durchaus klagen. Selbst ein ganzes Buch der Bibel steht unter der Überschrift „Klagelieder“: Es sind Klagegebete des Propheten Jeremia, der in seinem Leben unheimlich viel Leid erleben musste.
Unser Predigttext ist ein Stück aus so einem Klagelied. Auch viele Psalmen sind Klagelieder. Christen dürfen also klagen – vorausgesetzt, sie haben Grund dazu. Und sie wenden sich mit ihrem Klagen an die richtige Adresse.