Schlagwort: Amos

  • Narrenpredigt über Amos 5, 21-24

    Narrenpredigt über Amos 5, 21-24

    Auch wenn ich im Reimgedichte
    heut von Gottes Wort berichte,
    bitten wir, eh wir loslegen,
    wie gehabt um Seinen Segen.
    Gnade sei Euch, Frieden von Gott.

    Nun aber die Bibel aufgeschlagen, ganz flott
    Wir hören aus dem 5. Kapitel des Amos.
    Spitzt die Ohren und jetzt los:

    So spricht der Herr Zebaoth:
    _Ich hasse, ja ich verabscheue eure Feste, und eure Gottesdienste mag ich nicht riechen –
    auch wenn ihr mir Brandopfer darbringt.
    Ich habe keinen Gefallen an euren Speiseopfern.
    Und euer Mastvieh, das ihr zum Abschluss als Opfer darbringt, soll mir nicht unter die Augen kommen.
    Lasst mich in Ruhe mit dem Lärm eurer Lieder!
    Auch euer Harfenspiel mag ich nicht hören!
    Vielmehr soll das Recht wie Wasser strömen und Gerechtigkeit wie ein Bach, der nie versiegt.

    Liebe Gemeinde, ich pack ein:
    Himmel, kann Gott sauer sein!
    Seiner Wut auf all die Frommen
    (wir wohl auch nicht ausgenommen)
    lässt er hier grad freien Lauf.

    Himmel, wie ist Gott denn drauf?!
    Stopp, denn eins sei festgehalten:
    Gottes Denken, Fühlen, Walten
    kann in Wahrheit keiner kennen,
    das muss man auch hier benennen:

    Ein Mensch ist‘s, von dem die Worte kamen,
    doch sehr wohl in Gottes Namen.


    Vor fast dreitausend Jahren,
    als die Leut noch Hirten waren,
    lebt‘ im Süden Israels,
    zwischen Steppengras und Fels,
    ganz verstecklt auf dem Land,
    Amos, der etwas verstand
    von der Schaf- und Ziegenzucht
    und der Maulbeerfeigenfrucht.

    Amos war sehr ehrlich drauf,
    was er sagte, das tat er auch,
    nahm sich seines Nächsten an,

    Amos war ein guter Mann.
    Eines aber stank ihm mächtig an:
    Wie die Reichen – ach so prächtig –
    oben in den großen Städten
    lebten wie die Küh‘, die fetten,
    nicht nach Recht und Ordnung fragten
    und die kleinen Leute plagten.

    Ihre Kult- und Feierplätze
    waren voller goldner Schätze.
    Bis ihnen der Kamm anschwoll,
    sangen sie dort salbungsvoll.

    Doch das Volk, der arme Mann,
    sollt‘ sehen, wo er bleiben kann.

    Amos war voll heißer Wut.
    Darum nahm er seinen Mut
    zusammen, packte seine Sachen,
    um sich auf den Weg zu machen
    nach Norden, wo die Zentren waren
    von Kult und Religionsgebaren.

    Traktoren gab’s damals noch keine,
    sonst hätt‘ Amos nicht die Beine
    sondern seinen Lanz bewegt
    und sich mächtig angelegt
    mit den heuchlerischen Leuten,
    die das Volk so ließen leiden.

    Dort am Kultplatz angekommen,
    hat er Festklänge vernommen.
    Sie feierten – nicht Fasching, nein –
    ein Wallfahrtsfest musste das sein.

    Bunt und wild und übertrieben
    ließ man da die Fetzen fliegen.
    Theatralische Gesänge,
    Opferrauch, Beschwörungsklänge
    stiegen schwer zum Himmel auf.

    Amos rief: „Da scheiß ich drauf!
    Eure falschen Heuchelriten
    könnt Ihr Euch sonstwo hin schieben.

    Fangt doch an, gerecht zu leben,
    andern etwas abzugeben.“

    So schön zornig war er grad,
    dass er noch ein Wörtchen hatt‘:
    „Ihr wart einmal Gottes Volk,
    geliebt, erwählt, beschützt, gewollt.
    Er hat euch aus der Sklaverei
    Ägyptens los gemacht und frei.
    Die Wasser hat er Euch geteilt,
    von Durst und Schlangen Euch geheilt,
    die Wüste für Euch grün gemacht,

    Euch behütet Tag und Nacht.
    Gebote hat er Euch gegeben,
    damit ihr lernt, in Freiheit leben.
    Ihr solltet alle sieben Jahr
    der Erde Ruhe gönnen gar.
    Und in dem großen Jubeljahr
    nach sieben mal sieben Jahren war,
    Erlass der Schulden angesagt,
    für jeden, der sich nur noch plagt‘,
    um Zins und Zinseszins zu bringen,
    seinem Herrn. Vor allen Dingen
    sollt‘ jedem gelten gleiches Recht,
    jeder frei sein, keiner Knecht.

    Nun sage ich Euch, liebe Leute:
    Seht auf Eure Feste heute!
    All die scheinheiligen Gesänge,
    dieser Mief, all diese Enge.
    Jedes Wort von Euch gelogen!
    Fremden seid ihr nicht gewogen.
    Frauen zwingt ihr mit Gewalt
    zur Prostitution, bis sie bald
    als Witwen arm und krank vergehen.
    Nein, all das will Gott nicht sehen!

    Ihr lernt, euch das Recht zu biegen,
    um mehr und immer mehr zu kriegen.
    Jedes Schlupfloch nutzt ihr aus,
    kommt aus jeder Schlinge raus.

    Ihr glaubt, die Worte, die Gott spricht,
    gelten andern und Euch nicht?
    Nein, denn eines sag ich Euch:
    Gott sieht diesen Frevel gleich!

    Euer Opfer stinkt zum Himmel,
    all das kultische Gewimmel,
    Eure Lieder und Umtriebe
    spotten Gottes großer Liebe.“

    So schalt damals der Prophet
    die Oberen des Volks beredt.
    Und er kam zum klaren Schluss,
    dass sich etwas ändern muss.

    Recht im Land muss wieder blühen,
    dafür soll’n die Menschen glühen,
    dass der Segen sich vermehrt
    und die Herzen zu Gott kehrt.


    So, Ihr Lieben, soweit das.
    Aber sagt uns das nun etwas?

    Muss uns das auch heut bedrücken,
    wenn wir auf die Kirche blicken?

    Gerade, wo in letzter Zeit,
    bekannt geworden, wie weit und breit
    Gewalt und Missbrauch vorgekommen
    und nicht wurden ernst genommen,
    jahrelang verdeckt, verborgen,
    totgeschwiegen – nur aus Sorgen
    um das Ansehen vom Verein
    Kirche. Das kann doch nicht sein!

    Scharenweis verlassen Leute
    die Institution Kirche heute.
    Manchen ist das Geld zu schad,
    andre sehn, dass Wort und Tat
    auch bei uns nicht immer stimmen,
    unser Mut und Glauben schwimmen.
    Dass wir zu klein von Gott denken,
    das Schiff lieber selber lenken.

    Jeder schwätzt vom Strukturieren,
    Um- und Neuorganisieren.
    Noch ein Gremium, das mit Fleiß
    krampfhaft um sich selber kreist,
    noch mehr Fachberater*innen,
    die dich fluten mit Terminen.

    Statt im wirklichen Geschehen
    zu den Menschen hinzugehen,
    ihnen Zeit und Mut zu schenken
    und an andere zu denken.

    O, das kann man wohl beklagen
    und mit dem Propheten fragen:
    Wie sieht dies, o Schreck, o Graus,
    in den Augen Gottes aus?

    Sollten wir nicht schlicht und klein
    wieder mehr wir selber sein?
    Unsere klein gewordenen Kreise,
    unsre Lieder, das Schwache, das Leise,
    sind von Gott wohl mehr gewollt
    als ein ganzer Dom voll Gold.

    Ist’s doch so, wie Paulus schreibt,
    dass jeder Mensch ein Sünder bleibt,
    mangelnd des Ruhms, den wir vor Gott haben sollten.
    Wir leben davon, dass uns gegolten
    die Liebe Jesu am Kreuz der Welt
    und dass wir neu ins Licht gestellt.

    Mit Jesus, lieber guter Christ
    (und weil gerade Fasching ist)
    ermunt’re ich dich schlicht aufs Neu:

    Lebe fromm, frisch, fröhlich, frei!
    Tu das Kleine, was heut geht,
    weil ja Jesus zu dir steht.

    Was du geben kannst, gib gern
    für den Mitmenschen, den Herrn.

    Das gilt für Kirche in all ihren Gliedern:
    Lieber klein und ehrlich, als sich anzubiedern
    mit einem ums andre „Mega-Event“
    wie man das Kultgeschehen heut nennt.

    Wir können gemachte Fehler bekennen
    und uns trotzdem Gottes Kinder nennen.

    Woll‘n unsere dankbaren Lieder singen
    und jedem eine Ermutigung bringen,
    der einsam ist, müd oder krank,
    wollen Gott loben ein Leben lang.

    Diese alltäglichen kleinen Gaben
    sind alles, was wir zu bieten haben.
    Sie sind aber – wie Amos gewusst –
    für Gott im Himmel die größte Lust.

    Gutes zu tun und zu teilen in Not,
    solche Opfer gefallen Gott.
    Weil das uns wirklich hoffen lässt,
    wird unser Leben durch Jesus zum Fest.


    Und der Friede Gottes – das sei noch angehängt –
    der weiter reicht, als unser Kopf denkt,
    bewahre in uns Herz und Sinn
    und führe uns zu Christus hin.

    Amen