Etwa Im Jahr 860 vor Christus, also vor etwa 3000 Jahren, gerät die Ordnung der Welt aus den Fugen. Der Himmel verschließt sich – wochenlang, monatelang sind keine Wolken zu sehen, kein Regentropfen zu spüren. Das kostbare Wasser verdunstet, der Erdboden trocknet aus. Menschen und Tiere verlassen mit ungewissem Ziel ihre Heimat. Totenstille über dem ganzen Land.
Aber dann bekommt die grenzenlose Öde Namen und Gesichter. Da ist der Prophet, die Witwe und ihr einziger Sohn. Ein Drama spielt sich vor unseren Augen ab. Wir sehen eine weinende Mutter, Holzstücke für ein Feuer zusammentragen, um ein letztes Brot für sich und ihren Sohn zu backen, eine Henkersmahlzeit. Ein Bild des Grauens.
Dies ist Vergangenheit, gewiss! Auch heute ereignen sich Krisen, hier und auf der ganzen Welt. Eine Ausnahmezeit wie die Coronakrise lässt uns dies hautnah erleben. Für uns hier in Aich führt die Krise nicht zur Katastrophe. Ganz im Gegensatz zu anderen Teilen in der Welt. Dort schlägt das Virus in voller Härte zu. Dort wo Menschen bereits durch Krieg und Hunger aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Dort wo Menschen schon in normalen Zeiten mit dem Hunger leben müssen. Dort wo Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt und getötet werden – darunter auch viele Christen. Dort ist die Welt katastrophal.
Dieser Satz ist eine Kampfansage. Ein gekreuzigter Gesalbter Gottes, ein gekreuzigter Christus.
Damit widerspricht Paulus allen Träumen, allen Träumen der Religion von Stärke und Überlegenheit. Er sagt auch ganz deutlich: Das Wort vom Kreuz ist für die einen eine Torheit, Unfug und für die anderen ist es schlichtweg dumm.
Die kleine Miriam liegt im Bett und kann nicht schlafen. Ihr Garli ist nicht da.
Diese Stoffpuppe, die sie seit der Geburt begleitet. Heiß geliebt, das ist dem Garli auch anzusehen.
Doch nun ist er weg. Miriam kann ohne ihren Garli im Arm nicht einschlafen. Sie fängt an zu weinen obwohl Papa am Bett sitzt und sie zu trösten versucht.
…
Endlich wird der Vater fündig: Unter dem Küchentisch. Dort hat ihn Miriam nach dem Abendessen liegen gelassen.
Überglücklich nimmt Miriam den Garli in den Arm. Ein letzter Schluchtzer und dann kann sie endlich überglücklich einschlafen.
….
Getragen vom guten Hirten, können wir auf jeden neuen Tag hoffen.
In der Gewissheit, dass Gott uns sucht, wenn wir verloren gehen, können wir beruhigt schlafen. Beruhigt am Abend ein, so wie Miriam, als sie ihren Garli im Arm halten konnte.
Es ist eine der Nächte, die man nicht vergisst. Ich stelle mir eine laue Sommernacht vor. Zwei Freunde sitzen zusammen auf der Terrasse hinter dem Haus. Jeder mit einem Glas Rotwein vor sich auf dem Tisch. Sanft streicht der Wind durch die Zweige. Der Mond wirft sein silbernes Licht auf die Welt. Am Himmel glänzen die Sterne.
Die beiden Männer reden. Je später die Stunde, umso größer werden die Dinge, über die sie sprechen. Es sind die Dinge hinter den Dingen, die sie ergründen wollen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wie kommt Leben in mein Leben?
Die großen Themen, die großen Fragen des Lebens, brauchen manchmal die Nacht, um ans Licht zu kommen.
Puh … da muss ich mich beim predigen glatt zusammenreißen: Denn da könnte ich so richtig in Fahrt kommen. Denn was Hesekiel vor zweieinhalbtausend Jahren geschrieben hat, könnte man durchaus auch heute bestimmten Personengruppen unserer Gesellschaft vorhalten. Unfähige oder korrupte Politiker. Wirtschaftsbosse, die Unternehmen an die Wand fahren, und denen das alles egal ist, Hauptsache sie haben ihre Millionengage schon mal vor dem Zugriff der Gläubiger und des Staats in Sicherheit gebracht. Internatsleiter, die genau wissen, dass einige Lehrer die ihnen anvertrauten Schüler misshandeln und missbrauchen, aber nichts dagegen tun, um dem Ansehen des Hauses nicht zu schaden.