Jeder trägt seine eigene kleine Hölle mit sich herum.
Nicht immer ist es eine schwere Krankheit.
Vielleicht ist es der Streit in der Familie, der mich kaputt macht. Es tut weh, wenn ein Kind nichts mehr von einem willen will.
Oder es ist der Lebenstraum, der nicht wahr werden kann.
Oder eine Beziehung, die nicht gesund ist. Die nur noch quält.
Eine Lebenssituation, die völlig unbefriedigend ist.
Und soviel ist schon mal klar: Hier handelt es sich um einen Spendenaufruf. Paulus betreibt also Fundraising. Es geht um die Armen in Korinth, die durch die Verfolgung der Christen in noch größere Not geraten sind. Aber ehrlich, warum muss Paulus da erst dreimal um den heißen Brei herumschleichen? Sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge?
Ich wollte schon den Text weglegen und einen anderen Predigttext aussuchen, der weniger beschwerlich ist und auch besser zu einer Taufe passt. Eigentlich gehört er ja auch zu einem Erntedankgottesdienst. Aber ich habe mich noch einmal hingesetzt und den Text ein paar mal durchgelesen.
Manche Christen denken, sie dürfen nicht klagen. Außer über die Schlechtigkeit der gottlosen Welt.
Sie meinen, ein Christ muss immer fröhlich sein. Das ist ein Irrtum, wenn auch weit verbreitet.
Wir Kinder Gottes dürfen durchaus klagen. Selbst ein ganzes Buch der Bibel steht unter der Überschrift „Klagelieder“: Es sind Klagegebete des Propheten Jeremia, der in seinem Leben unheimlich viel Leid erleben musste.
Unser Predigttext ist ein Stück aus so einem Klagelied. Auch viele Psalmen sind Klagelieder. Christen dürfen also klagen – vorausgesetzt, sie haben Grund dazu. Und sie wenden sich mit ihrem Klagen an die richtige Adresse.
Korinth, stelle ich mir vor, war das Amsterdam der Antike. Eine Stadt, schrill, laut, bunt, voller Menschen aus den verschiedensten Kulturen.
Menschen, die exotische Speisen mitbrachten, fremde Lebensweisen.
Götter und Götzen aller Couleur verehrte man hier.
Händler dealten mit allem, was Geld brachte.
Tagediebe übten ihr Gewerbe aus, ebenso wie die vielen Prostituierten der Hafenstadt. Genug wohlhabende Männer, die deren Dienste in Anspruch nahmen, gab es auch. Und dann war da noch die berühmt berüchtigte Tempelprostitution im Aphrodite-Tempel. In Korinth wurde gemäß dem Motto: „Alles ist erlaubt“ gelebt.