Langenecks Welt

So schön kaputt

Predigt in der evangelischen Kirche in Raidwangen zu Offenbarung 15,2-4 und „So schön kaputt“ von sdp

Den heutigen Predigttext finden wir in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel.
Viele Bilder der Offenbarung sind auch Menschen bekannt, die nie in die Bibel geschaut haben.
Jeder kennt das Buch mit den sieben Siegeln und die apokalyptischen Reiter, die beim Brechen der sieben Siegel auftauchen.
Sie zerstören mit Feuer, Gift und Gewalt ganze Landstriche.
Ein Untier aus der Tiefe erscheint, mit der eintätowierten, unheiligen Zahl: 666. Es ist eine Macht, die alles zerstört.
Es werden Schalen des Zorns ausgeleert.
Die Hure Babylon wird entkleidet, geschlachtet und verbrannt. Und erst ganz zum Schluss erscheint das neue Jerusalem, wo alle Tränen abgewischt werden und kein Leid und kein Hilfegeschrei mehr sein wird.
In vielen Romanen und Filme, die sich mit dem Weltuntergang befassen, finden wir Anspielungen auf die Offenbarung des Johannes.
Das ganze Genre der apokalyptischen Literatur wird von der Offenbarung beeinflusst.
Entstanden ist sie etwa 100 Jahre n. Chr. im Osten des römischen Reiches, auf dem Gebiet der heutigen Türkei.
Diese Gemeinden grenzten sich gegen den römischen Staatskult und die griechisch-römische Gesellschaft ab.
Deshalb waren sie sowohl durch Verfolgung als auch durch mancherlei Verlockungen gefährdet.
Hier setzt Johannes an und beschreibt die christliche Existenz als Entscheidung zwischen Gut und böse, christlich und heidnisch.
Es gibt nur schwarz oder weiß.

Leider sind uns heute viele der in der Offenbarung gebrauchten Bilder fremd und unverständlich.
So auch die berühmte 666 als Zeichen des Teufels oder eines römischen Kaisers?
Ich werde heute unseren Predigttext weder in einen historischen Zusammenhang stellen, noch werde ich versuchen ihn im Sinne der Offenbarung zu erklären.
Der Vers 15 steht zwischen den apokalyptischen Reitern und dem Ausgießen der sieben Schalen.
Wie in einem Auge eines Hurrikans. Rund herum tobt der vernichtende Sturm und im Auge ist es Windstill.
Neugierig geworden?

Hier kommt der Predigttext: Offenbarung 15,2-4

Lied der Miriam

Ich sehe Menschen, die überlebt haben. Sie stehen am Rande eines Meeres und sie erinnern sich an eine uralte Geschichte über Flucht.
Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten.
Der Pharao ließ die Israeliten erst nach 7 Plagen aus der Sklaverei gehen und doch schickte er seine Armee hinterher.
Durch Gottes Hilfe wurde das Meer geteilt und die Israeliten konnten ihren Verfolgern entkommen.
Am rettenden Ufer des Meeres, in Sicherheit, hat Mose ein Lied angestimmt und Miriam hat es mit den Frauen aufgenommen.
Ein Lied zur Ehre und Lob Gottes.

Wir wollen nun auch ein Lied anstimmen.
„Im Lande der Knechtschaft, da lebten sie traurig“ EG 604, 1-3

Das Lied vom Lamm

In unserem Predigttext singen die Überlebenden nicht nur das Lied des Mose sondern auch das Lied des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes.
„Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr allmächtiger Gott!
Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege,
du König der Völker.
Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen?
Denn du allein bist heilig!
Ja, alle Völker werken kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.“

Auch wir haben unsere Lieder vom Lamm.
Er ist erstanden, Haleluja EG 116,1+5

So schön kaputt

Und dann habe ich Ihnen/Euch noch ein drittes Lied mitgebracht.
Keine Angst jetzt müsst Ihr nicht schon wieder singen.
Es ist ein Lied über das Leben, über unser Leben.
Ein Lied, nicht am Rand des Meeres. Sondern mitten im Leben.

sdp – So schön kaputt
Wir sind vom Leben gezeichnet in den buntesten Farben.
Und wir tragen sie mit Stoz, unsere Wunden und Narben.
Wir sind vom Leben gezeichnet mit Dreck und mit Schmutz
Doch es glänzt wie Perlmutt, wir sind so schön kaputt
So schön kaputt

Nicht schwarz – nicht weiß

Das ist das Bild, das ich eher von unserem Leben habe.
Da sind keine apokalyptischen Reiter,
kein Meer aus Glas und Feuer,
kein Gut oder Böse,
kein Weiß oder Schwarz.

Sondern da ist irgend etwas mittendrin.
Irgendetwas zwischen Gut und Böse – hoffentlich mehr Gut als Böse.
Irgendetwas zwischen Weiß und Schwarz – hoffentlich ein freundliches Grau.

Mir gefällt an dem Lied das Bild: So schön kaputt!

Schön Kaputt ist auch nicht eindeutig.
Ist es nun Kaputt aber trotzdem schön.
Oder ist es nicht mehr ganz und trotzdem nicht völlig zerstört.
Schön Kaputt kann ich mich fühlen wenn ich mich körperlich verausgabt habe und trotzdem oder gar deswegen glücklich bin.

Schön Kaputt hat Potential.
Mit schön Kaputt kann ich noch etwas anfangen.
Schön kaputtes kann ich renovieren und dann in einer Vitrine ausstellen.
Ich brauche Zeit, eine Idee und richtiges Werkzeug.
Ein kaputtes Leben kann ich richten.
Ich brauche Geduld, Menschen, die mich tragen, und Vergebung.

Und dann kann ich immer wieder neu anfangen, egal wie kaputt mein Leben ist.

Zuerst muss ich mir selbst vergeben.
Dann die Gemeinschaft: Familie, Freunde, Gemeinde.
Und einer, der immer an meiner Seite steht, egal wie kaputt ich bin, das ist Jesus.
Der meine Schuld auf sich genommen hat, der am Kreuz für meine Sünden gestorben ist und der Auferstanden ist um den Tod zu überwinden.
Auch den Tod, den wir mitten im Leben erleiden können.
Da kann ich mir sicher sein, er wird mir vergeben.
Er sieht auch in meinem kaputten Leben den verborgenen Schatz, der mich rechtfertigt.

Mit Jesus kann ich, vom Leben gezeichnet, meine Wunden und Narben mit Stolz tragen.
Und durch den selbst verschuldeten Dreck und Schmutz hindurch mich aufmachen und mein Leben neu ordnen, neu beginnen.
Zusammen mit Jesus und den Menschen um mich herum, denen es nicht anders geht.
Amen

Du bist der Weg und die Wahrheit und das Leben EG 619,1-4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert