### Heilige Worte, ferne Geschichten
Da schwirrt einem ja der Kopf vor lauter heiligen Worten und Bildern.
Was wird da nicht alles in Erinnerung gerufen, von dem wir allenfalls noch eine ungefähre Ahnung haben.
– Esau, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkauft hat.
– Abel, dessen Blut, nachdem ihn Kain umgebracht hatte, zum Himmel schrie.
– Die Offenbarung des Gottes Israel am Berg Sinai unter Blitz und Donner, Feuer und Rauch.
– Das Entsetzen des Volkes angesichts dieser spektakulären Gotteserscheinung – sogar der Gottesmann Mose ist vor Furcht schier vergangen.
Gott hört die Klage seines Volkes in Leid und Unterdrückung in Ägypten. „der Herr hört mein Weinen“, spricht der Beter im Psalm (Ps 6,9). Gott hört das Seufzen der unerlösten Schöpfung. Gott hört uns, selbst, wenn wir nicht wissen, wie wir beten können. Gott hört.
Aber was so selbstverständlich klingt, ist oft zutiefst fraglich.
Hört Gott?
Immer wieder die Frage, ja, die Anklage:
„Höre mein Gebet, Herr, und vernimm mein Schreien! Schweige nicht zu meinen Tränen!“ (Ps 39,13)
„Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ (Ps 22,3)
„Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.“ (Ps 69,4)