Predigt zu Johannes 6,47–51 am Sonntag 30.März 2025 – Sonntag Lätare
1. Kalorien gegen Kummer – wenn Trost schwer zu finden ist
Essen ist tröstlich. Schon in der Kindheit hilft nichts so schnell über eine Schramme hinweg wie ein Eis.
Später lindert Seelen-Futter Liebeskummer, Stress im oder Ärger in der Familie.
Kalorien gegen Kummer.
Auch Claudia, ich nenne sie einfach mal so, ist davon betroffen.
Den ganzen Tag über hat sich bei ihr Unzufriedenheit aufgestaut.
Der Wecker klingelt viel zu früh.
Stress pur im Job: Der Chef mäkelte an ihren Bilanzen herum. Kunden waren ungeduldig.
Der Heimweg war auch nicht besser: Stau auf der Strasse, Gehupe von Ungeduldigen.
Endlich Zuhause: Sofa, Fernbedienung, Schokolade.
Heute muss es eine XXL-Packung sein.
Aus manchmal wird eine Gewohnheit.
Doch die Süßigkeiten helfen nur kurz.
Danach ist die Leere wieder da – und zusätzlich das schlechte Gewissen.
Der Arzt hat auch schon vor Diabetes gewarnt.
Aber Claudia fehlt die Kraft etwas zu ändern.
Claudia – das ist nur ein Name.
Es könnte auch Marie sein. Oder Sven. Oder Thomas.
Denn dieses Frust essen kennen viele von uns.
In der Kindheit haben wir gelernt: Essen tröstet.
Darum greifen wir Erwachsene auch zum Keks, zum Eis, zur Pizza, wenn das Herz leer ist.
Die Ernährungswissenschaftlerin Martina Tischler bringt es auf den Punkt:
„Essen wird so zu einem Vertrauten, einem Freund.
Es unterhält uns, wenn uns langweilig ist.
Es bringt uns Freude, wenn wir traurig sind.
Es nimmt uns den Stress – aber immer nur für kurze Zeit.“
2. Der Hunger der Seele
Doch was ist das für ein Hunger, der bleibt, auch wenn der Magen längst voll ist?
Es ist der Hunger der Seele.
Die Sehnsucht nach Anerkennung.
Nach Liebe. Nach Trost.
Nach Geborgenheit.
Wir versuchen diesen Hunger zu stillen –
mit Arbeit, Besitz, Zerstreuung und Essen.
Aber satt werden wir nicht davon.
Und genau an dieser Stelle setzt das Evangelium des heutigen Sonntags an.
Jesus sagt:
„Ich bin das Brot des Lebens. […] Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ (Joh 6,48–51)
3. Jesus – das Brot des Lebens
Jesus spricht zu Menschen, die selbst voller Sehnsucht waren.
Damals wie heute.
Sie kamen in Massen zu ihm.
Sicherlich auch aus Neugierde.
Aber auch weil sie spürten, da gibt es mehr als Worte.
Bei ihm gibt es Leben.
Er heilte,
er half,
er hörte zu.
Und er sprach mit einer Autorität, die nicht überforderte, sondern ermutigte.
Seine Worte sind Balsam für erschöpfte Seelen.
Seine Nähe ist Nahrung für das Herz
Seine Botschaft ist die Hoffnung für alle, die sich leer fühlen.
„Ich bin das Brot des Lebens“ das ist mehr als ein schöner Vergleich.
Das ist eine Verheißung.
4. Keine Sättigung durch Konsum
Unsere Zeit bietet unzählige Glücksversprechen.
Werbung, Lifestyle,Social Media
– überall heißt es:
„Kauf mich, dann wirst du glücklich“
Oder
„Verdiene mehr, dann bist du wer!“
Oder
„Iss das, dann fühlst du dich besser.“
Doch das dickste Konto macht die Seele nicht satt.
In diesem Zusammenhang aber eher zum Schmunzeln:
Der Künstler Georg Joachim Schmitt hat den Nährwert von Geld einmal im Labor testen lassen.
Ergebnis: Fast nichts.
100 g D-Mark – so sagte er damals – seien eine Null-Diät.
Ich denke beim Euro ist es auch nicht besser.
Das ist natürlich absurd – aber im Kern wahr:
Geld, Besitz, Status – sättigt nicht.
Es gleicht Meerwasser:
Je mehr davon getrunken wird, desto größer wird der Durst.
5. Nahrung, die bleibt -und trägt
Jesus bietet etwas anderes an.
Keine Vertröstung.
Kein Zucker-Schub für den Moment.
Sondern Brot, das trägt.
Er gibt sich selbst: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt“.
Im Abendmahl wird das konkret.
Wir empfangen ihn – in Brot und Wein.
Und in dieser Hingabe liegt die Kraft, die meine Seele satt macht.
Ich bin angekommen.
Geliebt.
Nicht wegen meiner Leistung, sondern aus Gnade.
Das befreit.
Das nimmt den Druck.
Das schenkt Frieden – tief innen.
6. Gesättigt – um zu geben
Wer so gesättigt ist, wird selbst zur Quelle für andere.
So wie Kelvin, ein neunjähriger Junge aus Louisiana.
Er sieht einen verwahrlost wirkenden Mann vor einem Café.
Er Hat Mitleid und schenkt ihm einen Dollar.
Was er nicht weiß:
Der Mann ist ein reicher Unternehmer, der nur zufällig wie ein Obdachloser aussieht.
Matt, der Inhaber eines Sportgeschäfts, floh an diesem Morgen aufgrund eines Feueralarms aus seinem Wohnkomplex und trug daher ungepflegte Kleidung.
Matt ist von der Geste so gerührt, dass er Kelvin belohnen wollte.
Kelvin durfte in seinem Sportgeschäft innerhalb einer Minute alles auswählen, was er haben wollte.
Am Ende sagt der Geschäftsmann: „Kelvin hat mir den Glauben an die Menschheit zurückgegeben.“
Und Kelvin?
Der sagt: „Ich habe mich doppelt gefreut – dass ich helfen konnte und über das Geschenk.“ Quelle
7. Die Seele wird satt – durch Liebe
Aber was bedeutet das für Claudia?
Wie kann sie diese Erkenntnis in ihr Leben integrieren?
Sie könnte beginnen, ihren Frust vor Gott zu bringen, anstatt ihn in Schokolade zu ertränken.
Vielleicht mit einem einfachen Satz wie:
„Herr, du siehst meine Erschöpfung.
Fülle du mich mit neuer Kraft.“
Denn Jesus ist kein Ernährungsberater, er wird ihr keine bessere Ernährung empfehlen – er möchte ihre Seele sättigen.
Aber wie macht er dass?
Jesus sättigt die Seele durch seine Nähe.
Er ist nicht fern, nicht unerreichbar.
Er ist da!
Er ist da, in jedem Moment, in jedem Atemzug.
Er sieht Claudia, wenn sie müde, ausgelaugt von der Arbeit nach Hause kommt.
Er hört ihre unausgesprochenen Sorgen.
Er kennt ihren Hunger nach Anerkennung.
Und er sagt: „Ich lasse dich nicht allein. Ich trage dich.“
Jesus sättigt die Seele durch seine Liebe.
Da gibt es kein: „Mach mehr! Sei besser! Streng dich an“
Sondern es gibt Liebe, die einfach da ist.
Liebe, die sagt: „Du bist genug. Du bist wertvoll. Ich bin für dich da“
Vielleicht entdeckt dann Claudia, dass ihre Seele durch Geben selbst erfüllt wird.
Dass Helfen und Teilen selbst Freude schenken.
Sie könnte sich engagieren,
anderen eine Freude machen,
ein kleines Licht für jemanden sein.
So wie der Junge aus Louisiana,
der mit einem Dollar das Herz eines reichen Mannes bewegte.
Denn Freude und Liebe sind das eigentliche Brot, das satt macht.
Und schließlich darf sie lernen, Gnade zuzulassen.
Auch sich selbst gegenüber.
Sie muss nicht perfekt sein,
nicht immer stark,
nicht immer diszipliniert.
Jesus sagt nicht: „Streng dich mehr an!“
Jesus sagt: „Komm zu mir! Ich bin das Brot des Lebens.“
Wenn Claudia nach und nach lernt, auf Gottes Fürsorge zu vertrauen, dann wird sie erleben:
Ihr Hunger nach Trost wird nicht mit Zucker gestillt,
sondern mit echter Liebe.
Ihr Verlangen nach Anerkennung muss nicht mit Kalorien erkauft werden.
Sondern sie darf sich sicher sein:
Ich bin, wie ich bin.
Ich bin von Gott gewollt, geliebt und angenommen.
Und das macht wirklich satt!
Amen
Gehalten in Dörnach am 30.03.2025

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