Puh … da muss ich mich beim predigen glatt zusammenreißen: Denn da könnte ich so richtig in Fahrt kommen. Denn was Hesekiel vor zweieinhalbtausend Jahren geschrieben hat, könnte man durchaus auch heute bestimmten Personengruppen unserer Gesellschaft vorhalten. Unfähige oder korrupte Politiker. Wirtschaftsbosse, die Unternehmen an die Wand fahren, und denen das alles egal ist, Hauptsache sie haben ihre Millionengage schon mal vor dem Zugriff der Gläubiger und des Staats in Sicherheit gebracht. Internatsleiter, die genau wissen, dass einige Lehrer die ihnen anvertrauten Schüler misshandeln und missbrauchen, aber nichts dagegen tun, um dem Ansehen des Hauses nicht zu schaden.
Ein Buch mit sieben Siegeln.
Ein Buch, das Antworten enthält. Antworten auf die drängenden Fragen nach dem Sinn,
nach der Verantwortung,
nach der Schuld,
nach der Zukunft. Aber noch ist es versiegelt, dieses Buch, von dem Johannes träumt.
Alles, was passiert ist und was kommt, ist darin aufgeschrieben und Gott hält es in der Hand. Was mag darin stehen?
Was soll man auch sagen beim Tod? Wenn Trauernde ans Grab treten, finden sie kaum Worte. Als Jesus starb, waren seine Vertraute erschüttert und sprachlos. Sie konnten nicht begreifen, was geschehen war. Noch konnten sie ausdrücken, was sie empfanden. Auch nicht gleich nach Ostern.
So waren sie heilfroh, als sie sich an ein Lied erinnerten, das sie aus ihrer Sprachlosigkeit heraus holte. Ein Lied, überliefert im Buch Jesaja. Es gab wieder was sie fühlten. Es kleidete in Worte, was sie selbst nicht sagen konnten. Es war so nahe am Geschehen auf Golgatha, dass sie die Worte nachsprachen, wieder und wieder. Bis diese Worte eng mit der Passion Jesu verknüpft waren.